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Mit einem Spieltag Verspätung kommen nun endlich meine Talking Points für die neue Saison 2022/2023. Auch wenn schon ein Spiel erfolgreich absolviert wurde, sollte diese Verzögerung aber bitte gestattet sein. Denn die Talking Points haben auch noch nichts an Relevanz und Aktualität verloren, so groß ist die Pfadabhängigkeit ja noch nicht.

Wie immer ist es eine willkürliche Auswahl von Aspekten, von denen ich glaube, dass es Themen, Entwicklungen und Beobachtungen werden, die unsere Saison prägen werden.

Uns allen eine erfolgreiche und spannende Saison. Vorweg, hier schon einmal meine Prognose: Bin zuversichtlich, dass wir die Top Four erreichen. Wenn alles passt. Daran muss der Verein halt arbeiten.

Mehr Tore: Nur 61 Tore standen am Ende der letzten Saison auf der Habenliste, nicht mal zwei Treffer pro Spiel. Es war ein ewiger Krampf mit der Ungefährlichkeit von Lacazette und den Eskapaden von Aubameyang. Nketiah musste uns dann gegen Saisonende retten. Der Schlüssel zu den Top Four geht nur über mehr Tore in dieser Saison. Die Spurs sind Vierter mit 69 Treffern geworden, auch nicht berauschend im Vergleich zu 76 von Chelsea und den über 90 Toren von Liverpool und Manchester City. Die Chelsea-Marke der letzten Saison sollte unsere Zielgröße sein. Wir brauchen also gut 15 Tore mehr mindestens. Es dürfte klar sein, wer dafür primär zuständig sein wird: Gabriel Jesus. Der Erfolg dieses Transfers wird auch daran gemessen. Testspiele sind nicht Ligaspiele. Aber ich bin sehr zuversichtlich.

Es muss geliefert werden: In einem seiner unzähligen Interviews vor der Saison hat Edu gesagt, dass der Verein gar nicht geplant hatte, in dieser Saison Champions League zu spielen. Dieses Ziel soll/muss erst in dieser Saison erreicht werden. Von daher ist die Richtung auch klar, wie die Saison am Ende zu bewerten ist: Natürlich kann man Erfolg auch daran messen, ob man mehr Tore geschossen und weniger Treffer kassiert hat. Oder mehr Punkte als in der Vorsaison geholt wurden. Am Ende des Tages (sic!) zählt dann aber nur der Tabellenplatz. Die positive Entwicklung des Vereins kann nicht ohne die Qualifikation für die Champions League fortgesetzt werden. Daran wird sich Edu messen lassen müssen.

Arteta (ruhig) ein wenig unter Druck: In einer der ersten Episoden von Arsenal: All or Nothing gibt es eine schöne Szene, wo Edu beim Tischgespräch, dass Arteta nach dem katastrophalen Saisonstart in der letzten Spielzeit und den Erfolgen anschließend ruhiger geworden ist. Da schien so ein bisschen durchzuscheinen, dass Edu das noch als letzte kleine Baustelle beim Trainer Arteta sieht. Taktisch sei Arteta, so Edu, nichts vorzumachen. Da könne er mit den allerbesten mithalten. Mein Eindruck ist, dass Arteta diese Saison und auch in der Vorbereitung deutlich ruhiger und gelassener rüberkommt, obwohl der Druck diese Saison auch für den Trainer eigentlich noch größer als zuletzt ist.

Dominanz in Führung: Neben dem Wunsch, mehr Tore zu erzielen, ist das aus meiner Sicht noch die größte Baustelle. Wie groß wird diesbezüglich der Fortschritt in dieser Saison sein? Dominant bei Führung sein, angefangen beim 1:0. In Dominanz und ggf. gegen einen schwächeren Gegner auch mal das Spiel frühzeitig entscheiden und den Sack zumachen. Nach einer Führung den Gegner nicht sofort wieder ins Spiel lassen. Der Freitagabend bei Crystal Palace hat gezeigt, dass wir da noch Luft nach oben haben.

Connection Verein und Fans: Ich finde, die Beziehung und das Verhältnis von Fans zum Verein und auch umgekehrt hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Auf einem absoluten Tief nach dem Rauswurf von Unai Emery und der Kritik an der Kroenke-Familie, dass sie alles teilnahmslos geschehen lassen – bis zu einem Hoch in der letzten Saison. Ich glaube aber, dass dieser Prozess nach oben noch nicht abgeschlossen ist. Aus meiner Sicht sind die Grundlagen für einen stabilen Bund zwischen Fans und Verein gelegt. Jetzt geht es eigentlich nur noch darum, erfolgreich zu sein auf dem Platz und dieses Verhältnis zu festigen. Wer kann sich mit diesem Team und der Entwicklung denn nicht positiv identifizieren?

Die Besitzer: Die Meinung gegenüber den Kroenkes war in den letzten Jahren definitiv nicht beste. Und man muss sie nicht mögen. Aber niemand kann über die Tatsache hinwegschauen, dass sie gewillt sind, den Verein auch mit massiven Investitionen wieder nach vorne zu bringen. Es gibt von Stan und noch mehr von Josh ein klares Bekenntnis zum Verein, zum Trainer und den Spielern. Es wird interessant zu sehen sein, ob man bspw. auch im Januar-Transferfenster noch einmal investiert – und wie weit dieser Prozess geht. Irgendwann wollen die Besitzer dann auch wieder Einnahmen sehen. Reicht dann Platz 4 und man macht dann Schluss oder will man Arsenal wirklich zu Titel investieren? Und damit meine ich Meisterschaft.

Die „Altlasten“ sind (fast) weg: Der Umbruch des Kaders ist ein gutes Stück vorangekommen. Die Abgänge von Lacazette und Aubameyang haben zahlreiche Mittel für Gehälter und Transfers freigemacht. Und gleichzeitig trennt man sich von Spielern, die nicht spielen und nur Geld bekommen. Das geht alles in die richtige Richtung. Ich weiß, vielen, mich eingeschlossen, nicht schnell genug und vielleicht auch nicht mit den erhofften finanziellen Benefits. Bellerin, Mari, Torreira, Leno, Guendouzi, Mavropanos wurden alle verkauft. Dazu haben wir jugendliches Potential mit Tavares und Balogun hoffentlich gewinnbringend für alle verliehen. Mit Pepe, Nelson und Maitland-Niles gäbe es genug Potential für weitere Abgänge. Ich denke, dass die meisten von uns hoffen, dass insbesondere Pepe noch etwas finanzielle Mittel generiert. Wir werden es sehen. Alle Mislintat-Transfers sind (bald) nicht mehr im Verein.

Innenverteidigung Saliba und Gabriel: Mehr Tore auf der einen Seite sind natürlich großartig, aber noch weniger Gegentore schaden ja auch nicht. 48 Gegentore in der letzten Spielzeit sind aus meiner Sicht 10 bis 15 Gegentreffer zu viel. Haben wir mit Saliba und Gabriel endlich wieder ein IV-Duo wie damals Mertesacker und Koscielny? Und was passiert mit Ben White, sollte Tomiyasu wieder fit werden und regelmäßig spielen?

Saka to shine again? Ein letztes Puzzleteil für einen erfolgreichen Weg von Arsenal ist definitiv eine Vertragsverlängerung von Bukayo Saka. Manchester City hatte ja schon mal seine Fühler ausgestreckt (und wird es auch wieder tun, die sind ja nicht blöd). Und die Aussagen von Edu, dass irgendwann (junges) Talent auch mal gewinnbringend verkauft wird, sagen ja auch, dass der Business-Plan das explizit vorsieht. Die größere Frage für mich ist eher die Form von Saka in dieser Saison. Er hatte eine anstrengende letzte Saison, wenig Pause im Sommer 2021, auch dieses Jahr definitiv nicht die längste Sommerpause. Und auf seiner Position ist er, meiner Einschätzung nach, immer noch ohne richtig gutes Backup. Pepe, nicht wirklich? Viera, da stellt sich die Frage, wo er eigentlich spielt (siehe weiter unten)? Und Nelson ist eher für den Verkauf vorgesehen. Dazu kommt im Winter die WM. Wie lange hält Saka das aus?

Ödegaard als Kapitän der letzte Push? Der Verein versucht an vielen Stellen mit mehr Klarheit als zuletzt zu überzeugen. Das betrifft auch die Rolle des Kapitäns. Vorbei die Zeiten, wo es eine Gruppe wechselnder Spielführer gab oder wie zuletzt bei Arteta diese Leadership-Group (gibt es wohl immer noch). Aber es ist jetzt ein klarer Kapitän benannt, von dem man auch das Zutrauen hat, dass er diese Position gut und länger ausführen kann. Denn nichts ist besser als Kontinuität in dieser Sache und nicht ständige Wechsel, je nachdem, wer da ist und die Binde gerade nicht durch Fehlverhalten losgeworden ist. Es muss ja jetzt nicht gleich die Ära von Tony Adams sein (Kapitän von 1988 bis 2002), aber Arteta (von 2012 bis 2014) weiß am besten selbst, dass Kontinuität auf dieser Position auch zur Stabilität im Verein insgesamt führt.

Die kleinen Sorgenkinder Tierney, Tomiyasu und Smith-Rowe: Mikel Arteta war ja sehr begeistert über den Fitnesszustand seines Teams. Das darf aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir mit Tierney und Tomiyasu (und ein wenig auch mit Smith Rowe) drei Stammspieler haben, die immer wieder mit Verletzungen fehlten. Die Begründung von Arteta auf der Pressekonferenz letzte Woche dazu war insofern bemerkenswert: „[…] the reason they got those persistent injuries are for different reasons, probably because the squad didn’t enable them to recover, and [we] don’t play them when it was necessary and it was too tired when they weren’t fully recovered so sometimes we had to rush them. It was a combination of things with those two players, they’re so pushy and willing to contribute with the team. We know that with those two fit and performing at their best, we are much stronger as a team.“ Man kann nur hoffen, dass solche Situationen nicht mehr passieren bzw. passieren können, weil man mit White/Cedric und Zinchenko jetzt genug sehr gute Alternativen hat.

Belastung: Über die Belastung habe ich schon im Rahmen von Saka gesprochen. Es wird eine komische Saison. Diese unsägliche WM im November und Dezember sorgt für noch mehr Belastung als sonst in dieser Zeit. Die UEFA-Vereinswettbewerbe werden innerhalb weniger Wochen im September und Oktober durch, dazu die nationalen Pokalspiele. Das ist zum Glück für alle Vereine Neuland. Ich hoffe, wir kommen da gut durch, auch vor dem Hintergrund, dass wir einige wichtige Spieler haben, die verletzungsanfälliger sind als andere.

Fabio Viera – der große Unbekannte: Der Transfer kam so überraschend wie die längere Verletzung von Fabio Viera. Die Erwartungen sind hoch, die Vorschusslorbeeren mehr als saftig. Wir sind alle gespannt auf den ehemaligen Spieler des FC Porto. Auch wenn es nur Zusammenschnitte auf YouTube sind, das sieht alles sehr vielversprechend aus. Die große Frage ist nur: auf welcher Position spielt er? Oder noch breiter formuliert: zu welchem Zweck ist Viera genau geholt worden (bestimmt nicht nur, um irgendwann mal ein vielversprechendes Talent teuer zu verkaufen)? Das dürfte die nächsten Wochen dann insbesondere in der Europa League sehr interessant zu beobachten sein, wobei dann zu klären wäre, ob seine Rolle in der Premier League dann eine ähnliche wäre.

#COYG

Felix

P.S.: Habt ihr noch Talking Points? Dann gerne in die Kommentare oder per Mail an Christian und mich (oder via Twitter).