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Moin aus Berlin! Felix hier. Bevor Christian morgen auf das Spiel gegen Leeds United blickt und wir nach dem Spiel Ausgang und Ausgangslage im Podcast ausführlich diskutieren, kommt von mir im Folgenden ein Beitrag, den ich eigentlich schon einmal im Mai 2017 schreiben wollte.

Mai 2017, direkt nach dem Finale im FA-Cup um genau zu sein, das wir bekanntlich mit 2:1 gegen Chelsea gewonnen hatten. Es gibt so Spiele und Fußballnachmittage, an die man sich noch lange erinnert. Bei mir waren es in diesem Spiel auch die äußeren Umstände. Ich saß Samstagmorgen bei Kaffee und Baguette im sonnigen Kalifornien (San Diego) und versuchte mühselig einen funktionsfähigen Stream zu erhalten. Ich hatte bei weitem keine Erwartungen an dieses Spiel. Aber je fortgeschrittener der Spielverlauf, desto emotionaler und nervenaufreibender wurde mein Involvement. Ich hatte auch deswegen keine großen Erwartungen, so meine Erinnerung, weil der übermächtige FC Chelsea in nahezu Bestbestzung gegen uns antrat und wir mit einigen Ausfällen zu kämpfen hatten. Kein Koscielny, kein Mustafi (Thanks God!), kein Gabriel Paulista. Die Dreierkette bestand aus Mertesacker, eben Rob Holding und Nancho Monreal. Über die Leistung von Per Mertesacker ist im Nachgang des Finales viel gesprochen worden, über die von Rob Holding weniger, war sie aber trotzdem nicht weniger einer Würdigung wert. Hallo, Diego Costa!

Holen wir das nach, weil ich mich aufgrund der erneuten Einsätze von Rob Holding in den letzten Spielen wieder häufiger an den Mai 2017 erinnert habe. Mit seinen guten Leistungen beim FC Chelsea und zuletzt West Ham United hat sich Rob Holding wieder in Erinnerung gerufen. Ich finde, es auch so bemerkenswert, was Rob Holding macht (oder auch nicht macht) auf dem Platz, weil es stellvertretend für die Höhen und Tiefen des FC Arsenal in dieser Saison steht. Holding spielte am 2. und 3. Spieltag gegen Chelsea und bei Manchester City – die Ergebnisse sind bekannt. Danach war er mehr oder weniger mehrere Monate nicht im Kader. Es gibt Spieler, die daran verzweifeln, sich aufreiben und nicht mehr qua Leistungspotential zur Verfügung stehen und Berücksichtigung finden.

Und wie muss sich Rob Holding nach den ersten drei Saisonspielen gefühlt haben? Er hatte erneut eine Chance bekommen, konnte sie wieder nicht nutzen, vor allem auch weil die äußeren Umstände nicht positiv für ihn waren. Das Team war zu Saisonbeginn im August eine vorübergehende Katastrophe.

On and off – irgendwie war das stellvertretend für die gesamte Arsenal-Karriere von Rob Holding bisher. Seit fast sechs Jahren ist er im Verein, für die mickrige Ablösesumme von drei Millionen Euro von den Bolton Wanderers zu uns gewechselt. Aber hat jemand den Eindruck, dass Holding seit seiner Verpflichtung konstant auf hohem Niveau dabei war? Sicherlich nicht. 81 Premier League Einsätze in knapp sechs Jahren sind erst einmal kein Leistungsnachweis, der für eine Lobpreisung herhält. Aber Quantität ist eben nicht Qualität. Rob Holding hatte das Pech, das ihm immer jemand vor die Nase gesetzt wurde, als er vielleicht kurz vorm Durchbruch gewesen war. Mal hießen diese Spieler mit Nachnamen Mustafi, mal Luiz, mal Sokratis. Und gerade als er vielleicht wieder dran war, riss das Kreuzband im Knie.

Also eigentlich alles kein Stoff für übermäßiges Lob. Doch, wenn man auf die Details schaut. Oder wie es Mikel Arteta zuletzt so gut formulierte: Good things happen to good people. Holding hätte wechseln können, hätte entmutigt werden können von den Ups and Downs seiner Karriere bei Arsenal. Er ist es nicht. Er war immer dann da, wenn man ihn gebraucht hat (und vielleicht die wenigsten mit ihm gerechnet haben). Holding stand in beiden Startelfs und spielte 90 Minuten, die gegen Chelsea und Liverpool den Community Shield gewannen. Über seine Beteiligung im FA-Cup Finale 2017 habe ich schon geschwärmt. Holding spielte 90 Minuten im FA-Cup Finale 2020 beim Sieg gegen Chelsea. Wenn es große Spiele gab, spielte Holding groß auf. Die Leistungen in den letzten Wochen machen aus meiner Sicht das Puzzle vorerst komplett. Und damit meine ich auch sein Engagement und sein Commitment nach Einwechselung in Spielen, wie bei den Wolves, wo wir zu zehnt einen Sieg über die Ziellinie gebracht haben.

Und natürlich gab es Tiefpunkte und schlechte Leistungen (siehe FA-Cup dieses Jahr gegen Nottingham). Diese Leistungen haben sich aus meiner Sicht eher ins kollektive Bewusstsein über Holding gebrannt als die vielen einzelnen exzellenten Leistungen von ihm, an die man sich vielleicht nicht mehr so häufig erinnert. Insofern freue ich mich umso mehr, dass Holding momentan mehr Spielzeit bekommt, um das ein oder andere Ereignis in seiner Arsenal-Karriere wieder in das Bewusstsein der Fans zu rücken.

Rob Holding ist nicht der Superstar. Aber er ist genau der Typ von Spieler, den ein Team braucht, den Arsenal braucht, gebracht hat und benötigen wird. Er ist verlässlich und zuverlässig. Und es ist alles andere als selbstverständlich, dass Holding noch im Verein ist und sich immer wieder diese Gelegenheiten erspielt hat.

Ben White wird am Sonntag gegen Leeds sicherlich mit Blick auf das Derby gegen die Spurs noch geschont. Es dürfte also eine weitere Chance für Holding geben, ein weiteres Puzzleteil in den Positiv-Korb zu werfen. Es wäre ihm sehr zu wünschen.

Bei allem Glamour, Geld und Ruhm vergessen wir manchmal die unscheinbaren, kleinen Dinge im Fußball. Rob Holding und Arsenal gehört dazu. Schön, dass es in den letzten Wochen anders wurde. Hoffentlich geht das so weiter.

#COYG

Felix