Einen schönen Sonntag wünsche ich euch allen! Felix hier, in Urlaubsvertretung für Christian. Und aus Arsenal-Sicht ist das ja ein schöner Ausklang des Wochenendes. Es gibt ja so Fußballnachmittage, wo eigentlich alles zufriedenstellend verläuft, wo drei Punkte souverän eingefahren werden und man danach gut gelaunt ausschaltet. So ein Nachmittag war gestern für Arsenal bei Hull City. 4:1 hieß es am Ende für die Gunners. Und mit ein paar Ausnahmen war es eine ziemlich souveräne Leistung gegen einen allerdings auch nicht besonders starken Gegner.
Im Vergleich zum letzten Spiel stellte Wenger unsere Elf auf zwei Positionen um. Cech stand wieder im Tor. Walcott ersetzte auf dem rechten Flügel The Ox. Alexis spielte wieder zentral auf der 9. Ich verstehe dieses Experiment weiter nicht, allerdings fehlte gestern Giroud mit Zehbeschwerden, von daher blieb Wenger wohl nichts anderes übrig. Xhaka saß wieder auf der Bank – dazu weiter unten mehr. Hull begann zum fünften Mal in Folge mit derselben Startelf – die Neuzugänge waren alle auf der Bank. In einem 4-1-4-1 gab Hernandez die einzige Spitze.
Das Spiel kam nur langsam in Fahrt. Hull stand zu Beginn sehr tief, Arsenal spielte es häufig zu langsam, zu unstrukturiert durch die vollbesetzte Mitte, in die sich Alexis zu allem Überfluss auch immer wieder zurückfallen ließ. Mehr oder weniger aus dem Nichts dann die Führung in der 17. Minute. Eine verunglückte Flanke von Walcott wird von Hull nicht gut geklärt, den Schuss von Iwobi fälscht Alexis zum 1:0 unhaltbar ab. Die Gunners hatten danach eine richtig starke Phase, griffen früh an, verteidigten hoch, Hull war wenn überhaupt nur mit langen Bällen gefährlich, bei denen Mustafi hin und wieder nicht ganz souverän aussah. Özil traf nach einer halben Stunde das leere Tor nicht. Hull strahlte nur durch Snodgrass in der 36. Minute sowas wie Torgefahr aus, aber keine Probleme für Cech. Hektisch wurde es dann nochmal vor dem Halbzeitpfiff. Berechtigter Handelfmeter für Arsenal und Platzverweis für Livermore. Doch Alexis (!) scheiterte an Jakupovic. Warum Cazorla nicht geschossen hat, wissen Stand Sonntagmittag wohl nur Alexis und Santi. Mit einem 1:0 und einer Passquote von 91% ging es in die Halbzeit. Einziges Manko: Arsenal hätte 2:0, wenn nicht sogar 3:0 führen müssen.
Arsenal legte in der zweiten Halbzeit sehr schnell nach. Tolle Kombination von Iwobi und Walcott. Theo bekommt per Hacke den Ball zurück, Chip über den herauseilenden Jakupovic und 2:0 in der 55. Minute. Ein typisches Arsenal-Teamtor. Danach schalteten die Gunners drei Gänge zurück. Wenger wechselte, brachte Elneny und Xhaka für Cazorla und Iwobi. Der Spielfluss war dahin, ein paar kleinere Unkonzentriertheiten schlichen sich ein, zumal Hull zu zehnt uns auch nicht wirklich forderte. Den kollektiven Tiefschlaf von Arsenal nutzte Hull in der 79. Minute einmal aus, als Dieumerci Mbokani frei durch war und von Cech im Strafraum gefoult wurde. Gab zum Glück nur gelb für den Tschechen. Snodgrass verkürzte, doch praktisch im Gegenzug scheiterte Walcott erst, doch den Rebound knallte Alexis unters Dach, sein sechstes Tor in den letzten fünf Spielen gegen Hull. Perez wurde für die letzten Minuten noch eingewechselt, blieb aber verständlicherweise ohne Impulse. Seine Chance wird wohl Dienstag im Ligapokal kommen. Ein anderer Einwechselspieler hatte aber noch seinen großen Auftritt. In der Nachspielzeit schnappte sich Xhaka den Ball und knallte ihn aus gut 30 Metern trocken und humorlos in die Maschen, inklusive Geste an wen auch immer gerichtet beim Torjubel. Nicht immer so viel quatschen, wollte Xhaka wohl sagen. Das gilt ja eigentlich auch ganz generell so.
4:1 also am Ende für Arsenal, der dritte Ligasieg in Folge sichert den Anschluss an die vorderen Plätze in der Tabelle. Arsenal hat übrigens keines der letzten 26 Spiele gegen Aufsteiger verloren (22 Siege, vier Remis). Wie ist die Leistung also zu bewerten? Ich denke, es war wieder ein Schritt nach vorne. Aber den sollte man auch nicht als zu groß bewerten. Hull ist nicht der Maßstab generell und war es auch gestern nicht. Offensiv scheint bei Arsenal schon vieles zu stimmen, wenngleich Alexis auf der 9 aus meiner Sicht weiterhin keine Dauerlösung sein darf. Defensiv hatte Arsenal auch gestern wieder etliche Wackler. Größtes Manko derzeit noch ist die Verbindung von Abwehr zur Doppelsechs, gestern mit Coquelin und Cazorla. Das harmoniert noch nicht so gut, da sind zu viele und zu große Lücken. Coq und Santi schaffen es nicht immer, die Abwehrreihe zu schützen. Da kommen noch zu viele Angriffe ohne große Gegenwehr durch. Das Heimspiel nächsten Samstag gegen Chelsea dürfte die nächste große Chance sein, zu zeigen, dass Arsenal oben mitspielen will – oder eben nicht. An der Defensive – das haben die Spielen gegen die Saints und Hull wie der CL-Auftritt in Paris gezeigt – muss noch viel gearbeitet werden. Gerade die Achse Cech-Koscielny-Coquelin ist noch zu wackelig.
Womit wir bei den individuellen Zeugnissen wären: Cazorla und Iwobi haben mir bei Arsenal am besten gefallen. Cazorla vor allem als Ballverteiler und Taktgeber, Iwobi als Vorbereiter und Initatior von gefährlichen Angriffen. Cazorla harmoniert auch ordentlich mit Coquelin, aber da fehlt wie angesprochen die Verbindung zur Abwehr. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woran es konkret liegt. Defensiv sind noch zu viele Wackler drin, auch gestern hatte Mustafi wieder etliche Schwächen – aber ebenso gute Aktionen und eine deutliche Steigerung mit Verlauf des Spiels. Geben wir ihm die Zeit. Monreal wirkte stabiler, aber recht weit entfernt von der Form der letzten Saison. Vielleicht liegt es auch daran, dass er stets einen anderen Spieler offensiv auf seiner linken Seite hat. Gestern brauchten der Spanier und Iwobi auch eine Halbzeit, um sich abzustimmen. Noch ein Wort zu Walcott: Es bleibt dabei. Er hat ein, zwei tolle Aktionen im Spiel – aber genauso viele, wenn nicht mehr, wo man geneigt ist, aus Frust und Unverständnis die Fernbedienung durch die eigenen vier Wände zu schleudern. Wenger sagte nach dem Spiel, man sollte Geduld mit Theo haben. Mag sein, aber nicht, wenn er wieder gemütlich über den grünen Rasen trabt.
Last but not least: Granit Xhaka. Ganz offensichtlich scheint er unzufrieden mit seiner Bankrolle – und auch wir haben im Podcast schon unser Erstaunen gezeigt, dass er so häufig nicht in der Startelf steht. Wenger sprach am Freitag auf der Pressekonferenz davon, dass Cazorla und Coquelin ein eingespieltes Duo sein, das über 60 Spiele zusammen gemacht hat. Das sei ein Vorteil. Aber wie kann man herausfinden, mit wem Xhaka am besten zusammenspielen kann, wenn er nie länger als 20 Minuten ran darf? Zumal bei aller Liebe Coquelin und Cazorla zwar eingespielt sind, aber auch weit von Bestform agieren, insbesondere der Franzose.
Nächste Chance für Xhaka? Am Dienstag im Ligapokal bei Nottingham. Zu zeigen, dass er in die Startelf gehört. Bis auf Wenger hat das eigentlich auch jeder realisiert.
Bis die Tage #coyg
Felix
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