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Ben White, Brentford, FC Arsenal, Mikel Arteta, Premier League 2021/2022, Sambi Lokonga
Am Mittwoch schrieb ich noch in meiner ersten Saisonvorschau den folgenden Absatz:
Ich meine, Arsenal wäre ja eigentlich nicht Arsenal, wenn Bernd Leno sich am Freitagabend beim Saisonauftakt in Brentford leicht verletzt (oder einen Platzverweis erhält) und Arsenal im zweiten Ligaspiel gegen den FC Chelsea mit Alex Runarsson oder Arthur Okonkwo zwischen den Pfosten spielen muss, weil es bis dato nicht geschafft wurde, einen zweiten „echten“ Torhüter zu verpflichten.
Immerhin das haben wir vermieden. Herzlichen Glückwunsch! Spieltag 1 ist absolviert und man ist schon wieder beim Galgenhumor angekommen. Aber was bleibt einem übrig nach der verdienten Auftaktniederlage, dem 0:2 in Brentford. Mit Chelsea (H) und Manchester City (A) als nächste Gegner könnte es ein sehr ungemütlicher August werden.
Man fühlt sich in einer Endlosschleife der bekannten Probleme aus der vergangenen Saison: fehlende Kreativität in der Offensive, wenig klare Torchancen, Anfäligkeiten in der Defensive. Da hat auch verändertes Personal nur wenig dran geändert. Ben White bekam sein Startelfdebüt, ebenso wie Sambi Lokonga im Mittelfeld und Balogun im Sturm. Arteta musste kurzfristig umstellen, weil Lacazette und Aubameyang krank fehlten. Man kann jetzt viel darüber spekulieren, ob es mit den beiden besser gelaufen wäre. Sie standen aber nicht zur Verfügung.
Und das Defizit der ersten Halbzeit war aus meiner Sicht auch nicht der fehlende Sturm – sondern wieder einmal die mangelnde Einstellung und Bereitschaft, der kämpferischen Natur des Aufsteigers etwas entgegenzusetzen. Brentford hatte nicht die permanenten spielerischen Highlights, aber sie waren giftig und unangenehm. Arsenal war zahm und angenehm. Wenn man dann permanent Zweikämpfe verliert, den Kampf nicht annimmt, selbst zu viele eigene kleine Fehler und Unzulänglichkeiten einbaut, wird auch ein Aufsteiger sehr schnell aufgebaut und mit Selbstvertrauen ausgestattet. Und das ist auch keine Frage des Systems, ob Dreier- oder Viererkette, der Präzenz einzelner Spieler – es ist eine Herangehensweise, die wir von Arsenal schon viel zu häufig gesehen haben. Und das langt dann halt nicht in der Premier League.
Am meisten sorgen mache ihm die Offensive und der fehlende Torabschluss, meinte Mikel Arteta nach dem Spiel. Kann man so sehen. Aber es waren durchaus Chancen da. Viel schlimmer und gravierender aus meiner Sicht ist das Ermöglichen und Herschenken von viel zu vielen Torchancen und einfachen Toren, auch am Freitagabend in Brentford. Ben White hatte sein Arsenal-Debüt mit viel Luft nach oben. Bei Pablo Mari fragt man sich, was er den Sommer über getrieben hat. Calum Chambers ist ein netter Typ, aber eben auch nicht der Top-Rechtsverteidiger. Einzig Kieran Tierney spielte auf erwartetem Niveau. Wenn man schon offensiv keine Bäume ausreißt, sollte man wenigstens defensiv gut stehen. Dann nimmt man halt einen Punkt mit. Aber der Freitagabend in Westlondon war ein Rückfall in alte Zeiten. Die ganze Defensive inklusive Leno wirkte nicht harmonisch und aufeinander abgestimmt. Mit der Verletzung von Gabriel noch für einige Wochen könnte es wirklich düster werden.
Im Mittelfeld konnte Lokonga überzeugen aus meiner Sicht. Ich glaube, das wird ein Spieler sein, mit dem wir sehr viel Freude haben werden. Auch Smith-Rowe versuchte viel und hatte einige sehr gute Aktionen. Aber das reicht in der Summe dann halt nicht aus gegen einen tiefstehenden Gegner, wenn die Angriffe fast immer identisch über links mit Tierney gespielt werden. Arsenal ist immer noch auf der Suche nach durchschlagendem Tempo und Kreativität in der Offensive. Klar fehlt Thomas Partey, der diese Elemente bedienen kann. Die Zutaten am Freitagabend waren in der Tat ungünstig, aber wenn das Kartenhaus schon bei drei Ausfällen zusammenbricht, steht das Haus nicht auf festem Grund und sicheren Füßen.
Insgesamt also eine verdiente Niederlage. Brentford wusste genau, wie man uns knacken konnte. Hat das zweimal erfolgreich umgesetzt und dann auch mit etwas Glück das Ergebnis gut über die Zeit gebracht. Wie also weiter? Man muss sich keine Illusionen machen, aber die Wahrscheinlichkeit ist schon recht groß, dass wir nach den ersten drei Spielen mit leeren Punktehänden dastehen. Für mich geht es gegen Chelsea und Manchester City primär um Leistung und Einstellung. Das sind Spiele, die man nicht gewinnen muss, um in die Top 6 zu kommen. Aber um das zu erreichen, muss man halt bei Brentford gewinnen. So hat sich Arsenal sehr schnell sehr stark in Zugzwang gebracht.
Abraham hat sich von Chelsea aus für die Roma entschieden. Primär, weil Arsenal es nicht geschafft hat, ein oder zwei Stürmer zu verkaufen. Wir sitzen auf unseren Altlasten – in der Kaderstruktur und spielerisch. Odegaard und Ramsdale scheinen weiter auf der Liste zu stehen. Dass Arsenal Verstärkungen braucht und Spieler abgeben muss, ist klar und unstrittig. Im Grunde genommen ist es aber auch egal, wer wo spielt, wenn wesentliche Grundtugenden in den ersten 45 Minuten wie bei Brentford nicht auf den Platz gebracht werden.
Viel zu tun für Arteta und das Team. Der Wind legt zu. Welcome to a new season!