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Mitte der zweiten Halbzeit dachte ich mir, eigentlich könnte man den Sonntagnachmittag auch unterhaltsamer und spannender gestalten. Die zweite Halbzeit fühlte sich zwischendurch wie Zeitverschwendung an. Aber gut, Christian ist im Urlaub, ich sollte das Spiel sehen, um auch ein paar Zeilen darüber schreiben zu können. Es war ganz harte Kost.
Tja, das Ergebnis stimmt. 1:0 gegen Bournemouth, wir sind dritter in der Tabelle. Einen Punkt hinter Manchester City, einen Zähler hinter Manchester City, vier Punkte vor den Spurs, sechs sogar vor Manchester United. Manchester an diesem Sonntag ohne Punkte. Wer das nach acht Spieltagen prognostiziert hätte, wäre vor dem Saisonstart als Optimist bezeichnet worden. Und jeder hätte diese Prognose wahrscheinlich mit Kusshand genommen. Nur so richtig zufrieden ist nach acht Spielen (und nur einer Niederlage) aber auch niemand.
Dabei fing es doch so gut an. David Luiz brachte Arsenal nach einer Ecke von Pepe per Kopf mit 1:0 in Führung. Die Gunners belohnten sich für einen starken Beginn. Und ich hatte schon Hoffnungen, dass wir ein unterhaltsames und dynamisches Spiel sehen. Luiz stand mit Sokratis wieder in der Innenverteidigung. Ansonsten stellte Emery so auf, wie ich das in der Vorschau prognostiziert hatte, außer dass Ceballos den Vorzug vor Willock bekam. Martinelli und Tierney auf der Bank, ebenso Torreira. Özil gar nicht im Kader. Ich hatte es ja geahnt. Es wäre schön, einmal genau zu erfahren, was da los ist. Ansonsten dürfte es bis Januar zu wöchentlichen Spekulationen kommen. Schlimm.
Wenn man gehofft hatte, dass die frühe Führung Sicherheit, Selbstvertrauen und Stabilität geben würde, wurde diese Hoffnung ziemlich schnell erloschen. Das Spiel schleppte sich nach der Führung wie ein zähes Kaugummi durch den Sonntagnachmittag. Bournemouth war auch so ungefährlich, dass es irgendwie auch nicht weiter auffiel, dass wir lethargisch, mühsam und behäbig agiert haben. Es war nicht schön anzusehen. Insgesamt nur 12 Torschüsse (und nur vier nach der 35. Minute). Und nur ZWEI Schüsse auf das Tor. Gegen Bournemouth. Zuhause. Das ist richtig schlecht.
Unai Emery sprach davon, dass in der zweiten Halbzeit Arsenal immer mehr das Selbstvertrauen verloren haben. Wie zum Henker kann das immer wieder passieren? Wie kann das sein? Wieso kann das der Trainer nicht verhindern? Und wie kann ich an Selbstvertrauen verlieren, wenn ich zuhause gegen Bournemouth eigentlich gut ins Spiel finde und 1:0 führe? Ich liege ja nicht 0:3 nach 20 Minuten hinten? Müssen wir immer erst in den Abgrund schauen, um unsere Topleistung zu bringen? Zum Glück war der heutige Gegner nur Bournemouth. Die Cherries hatten gegen Ende der Partie nochmal gute Offensivansätze, aber Guendouzi und Luiz mit guten Tacklings verhinderten Schlimmeres. Das hätte eigentlich noch gefehlt. Nach vorne ging gar nichts mehr. Martinelli war nach der Einwechselung für den richtig schwachen Pepe auch ohne Glück. Willock konnte alleine auch nicht die Impulse setzen. Und zu allem Überfluss nahm Emery Saka für Torreira runter. Außer einem Pfostenschuss von Aubameyang sprang offensiv nichts mehr raus.
Die Mannschaft stagniert spielerisch. Offensiv helfen nur Standards und Einzelleistungen. Es ist mäßig zu diskutieren, ob ein Mesut Özil uns in einer solchen Phase der kreativen Stagnation helfen könnte oder nicht. Er ist nicht da. Und ich sehe jetzt auch nicht, warum Ceballos nicht die Charakteristika umsetzen kann, die Özil auszeichnen. Das ganze System passt von vorne bis hinten nicht. Einziger Habenpunkt: Kein Gegentor. Der Gegner hieß aber auch Bournemouth. Defensiv zeigten wir aber eine gute Leistung. Chambers gefiel mir richtig gut, auch Luiz zeigte aufsteigende Form.
Ja, drei Punkte. Das ist gut und das Minimum. Dritter Platz ist eine gute Momentaufnahme. Und wir haben die Spurs, Pool und Man United schon gespielt. Aber spielerisch tut sich gar nichts. Es wird gefühlt von Woche zu Woche schlechter. Und ich bin ratlos, wie diese fast schon Blockade zu lösen ist. Es scheint immer mehr eine Sache des Kopfes zu sein.
Es war definitiv keine Leistung, die die Kritik an Unai Emery verstummen lässt. Im Gegenteil. Denn Bournemouth war noch schlechter, zumindest in der ersten Halbzeit. Mit Pech lassen wir hier Punkte liegen. Zum Glück nicht. Aber mittlerweile hoffen wir mehr auf Glück als auf unsere Stärken zu setzen. Wo will Unai Emery mit diesem Team hin? Seit heute Nachmittag weiß ich es noch weniger als vorher schon.
Spurs, City und Man United verlieren. Und deswegen fühlt es sich wie ein guter Spieltag an. Aber auch nur deswegen. Zum Glück ist bald wieder Europa League. Jetzt erst einmal Länderspielpause. Genau richtig. Vielleicht kommt in den zwei Wochen wieder etwas Lust und Aufregung zurück. Und vielleicht zeigt man den Spielern mal die Tabelle, dass es eigentlich keinen Grund gibt, nicht selbstbewusst auzutreten. Aber vielleicht ist ja auch der Trainer das Problem.
#COYG
Felix