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Champions League Qualifikation, FC Arsenal, FC Everton, Premier League 16/17, Top 4
Hat wirklich noch jemand von euch dran geglaubt? Dass wir am letzten Spieltag noch an Liverpool vorbeziehen und wieder unter die Top Four springen? Wer das geglaubt hat, gehört zu den größten Optimisten. Denn die Ausgangslage war schlecht für uns. Wir mussten stets mehr Punkte sammeln als die Reds, die gegen Middlesbrough an der Anfield Road die Saison abschlossen. Es war eine zu große Hürde! Aber solange man die eigenen Hausaufgaben erledigen würde, konnte man sich zumindest für diesen Sonntag nichts vorwerfen lassen. Das 3:1 gegen Evertom in Unterzahl zeigte, zu was das Team fähig ist. Problem nur: Es fehlte diese kleine Siegesserie wie jetzt gegen Saisonende permanent seit Jahreswechsel. Richtig spannend wurde es somit eigentlich erst nach dem Spiel.
Arsenal wechselte drei Mal im Vergleich zum 2:0 gegen Sunderland am Dienstag. Gibbs hatte Oberschenkel, Mustafi war krank. Beide sind aber nicht für das Finale im FA-Cup gefährdet. Wenger blieb bei der Dreierkette. Koscielny kehrte zurück, Gabriel übernahm den rechten Part, Holding spielte links. Im Sturm spielte Welbeck für Giroud. Per Mertesacker nahm auf der Bank Platz.
Bereits in der achten Minute fiel das 1:0 an einem sonnigen Sonntagnachmittag im Emirates. Wunderbar von Özil über links initiiert, geht fast bis zur Grundlinie, in der Mitte stolperte Welbeck völlig unglücklich über den Ball, aber Bellerin war zur Stelle und konnte ohne Probleme einschieben. Arsenal belohnte sich für eine starke Anfangsphase. Aber dass es ein beruhigender Nachmittag zumindest im Emirates wurde, erwies sich schnell als Wunschdenken. Koscielny flog nach 13 Minuten nach einer völlig übermütigen Grätsche gegen Valencia zurecht vom Platz – und ist damit auch noch für das Pokalfinale gesperrt. Was für eine dumme Aktion von unserem Kapitän! Das war alles so überflüssig, gerade auch auf der Außenbahn. Bei mir im heimischen Wohnzimmer herrschte minutenlang blankes Entsetzen. Arsenal wechselte daraufhin zur Viererkette zurück, Alexis nahm die Position ganz vorne ein, Welbeck kam mehr über den linken Flügel.
Trotz der numerischen Unterlegenheit blieb Arsenal spielbestimmend und in Kontrolle von Tempo und Dynamik der Partie. Alexis erhöhte in der 28. Minute auf 2:0. Wieder so ein kurioses Tor. Alexis‘ Schuss wird von Welbeck geblockt. Welbz aber nicht im Abseits, halb Everton hört auf zu spielen, Welbeck nicht, der quer zu Alexis legt. Das Emirates in Jubelstimmung. Arsenal ließ es danach aus meiner Sicht etwas zu fahrlässig angehen. Chancen für Gueye, Lukaku und Valencia änderten aber nichts am Spielstand, auch weil Petr Cech wieder einen guten Tag erwischte.
Mit dem 2:0 ging es in die Pause. Liverpool führte 1:0 gegen Boro, tat sich aber lange schwer und hätte eigentlich (Rowan Atkinson war aber an der Pfeife) einen Platzverweis samt Elfmeter kassieren müssen. Nun ja. In trockenen Tüchern waren beide Spiele nach 45 Minuten nicht wirklich.
Die zweite Halbzeit plätscherte nicht wirklich vor sich hin. Arsenal drückte auf das 3:0, aber auch Everton versteckte sich nicht. Die Luft war ein wenig raus, als Liverpool auf 2:0 erhöhte – und fast gleichzeitig sich Gabriel in einem Zweikampf mit Valencia ganz böse am Knie verletzte. Gabriel den Tränen nah (Gabriel mit fantastischer Leistung heute), musste mit der Trage vom Platz. Das sah gar nicht gut aus. Bitter für den Brasilianer und der nächste Ausfall für Samstag. Fuck! Mertesacker (150. Spiel für Arsenal) kam für Gabriel ins Spiel. Liverpool erhöhte auf 3:0 – und Michael Oliver hätte Ashley Williams zwingend vom Platz stellen müssen. Ich bekam richtig Puls. Das war keine gute zweite Halbzeit für den Blutdruck, eine kleine Negativspirale trat da los. Es ging weiter im Minutentakt. 58. Minute, Lukaku verkürzte per Elfmeter nach Handspiel von Holding im Strafraum. Die letzte halbe Stunde ist dann dominiert worden von Sprechchören des ganzen Stadions gegen Stan Kroenke „Get out of our club.“ Wenger out, Kroenke out. Shake it all about. Ramsey erhöte kurz vor Schluss sehenswert zum 3:1. Immerhin. Wenger hat damit nie in einem Heimspiel gegen Everton verloren.
Zum ersten Mal in der Ära von Arsène Wenger erreicht Arsenal also nicht die Top Four. Am Ende fehlte ein Punkt. Wenn man sieht, was wir in dieser Saison alles so weggeworfen haben, fühlt sich dieser Sonntagnachmittag umso bitterer an. Nicht nur bei den Fans, sondern auch bei Wenger, der nach dem Spiel eine bemerkenswerte Pressekonferenz gab. Ja, auch die unklare Situation um seine Zukunft habe die Mannschaft verunsichert. Seit Jahresbeginn gab es ein „hostile environment“. Und er machte viele Andeutungen, dass irgendwas intern im Verein ziemlich im Argen liege. Er könne da jetzt aber nicht drüber sprechen, aber ‚one day‘. Was immer das jetzt alles heißt. „We were a force until December but we dropped off. One day I will give you the reasons for that.“ Das klingt kryptisch. Man darf gespannt sein. Und plötzlich scheint ein Verbleib von Wenger, den Christian und ich jetzt eigentlich für gesetzt hielten, wieder unwahrscheinlicher. Was ist das los im Verein?
Anyway, FA-Cup-Finale is next. Hoffentlichg nicht noch mehr Frust. Aber die Ausgangslage ist nicht gut. Kos gesperrt, Gabriel verletzt, Alexis angeschlagen. Es passt zu dieser Saison. Ich mache mich dann mal auf den Weg nach Kalifornien und hoffe trotzdem auf den Pokalsieg nächsten Samstag. Dann meldet sich Christian wieder und wenn wir alle wieder zurück sind, gibt es auch noch einen Saisonabschluss-Podcast.
Es wird ein interessanter Sommer rund um das Emirates. Das dürfte feststehen. Danke fürs Lesen und bis bald.
#COYG
Felix